Kapitel 16. Asterisk fernsteuern

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Asterisk-Telefonanlage von extern (also z.B. von anderen Programmen) aus zu steuern.

1. asterisk -rx "Befehl"

Die einfachste Möglichkeit, mit Asterisk von außen zu kommunizieren, ist der Aufruf des Programmes asterisk mit den Parametern -rx und danach dem CLI-Befehl. So kann man jeden beliebigen CLI-Befehl von der Shell aus ausführen.

Beispiel

Wenn man sich den Dialplan für die Extension 23 im Context [meine-telefone] anschauen will, kann man dies mit der Eingabe asterisk -rx "show dialplan 23@meine-telefone" erreichen:

root@molokai:~>asterisk -rx "show dialplan 23@meine-telefone"
[ Context 'meine-telefone' created by 'pbx_config' ]
  '23' =>           1. Wait(1)                                    [pbx_config]
                    2. Answer()                                   [pbx_config]
                    3. Playback(hello-world)                      [pbx_config]
                    4. Wait(1)                                    [pbx_config]
                    5. Hangup()                                   [pbx_config]

-= 1 extension (5 priorities) in 1 context. =-
root@molokai:~>

2. Call Files

Call Files lassen sich am ehesten mit Batch-Dateien vergleichen. Sie werden ins Verzeichnis /var/spool/asterisk/outgoing/ verschoben und dort dann von Asterisk abgearbeitet.

[Wichtig]Wichtig

Ein mv (move) ist im Dateisystem ein atomarer Vorgang und deshalb für Call Files ideal geeignet. Bei einem cp (copy) wird dagegen die Datei Zeile für Zeile kopiert. Es kann also vorkommen, dass ein halbfertig kopiertes Call File von Asterisk bereits abgearbeitet wird.

Der ganze Mechanismus lässt sich anhand eines Beispiels besser erklären. Nehmen wir an, dass an einer Asterisk-Anlage ein SIP-Telefon mit der Nummer 2000 angemeldet ist. Weiterhin haben wir im Dialplan die folgende Extension eingetragen:

[call-file-test]
exten => 10,1,Answer()
exten => 10,n,Wait(1)
exten => 10,n,Playback(hello-world)
exten => 10,n,Wait(1)
exten => 10,n,Hangup()

Jetzt generieren wir im Verzeichnis /tmp/ die Datei ein-test.call mit folgendem Inhalt:

Channel: SIP/2000
MaxRetries: 2
RetryTime: 60
WaitTime: 30
Context: call-file-test
Extension: 10

Danach verschieben wir diese Datei mit mv /tmp/ein-test.call /var/spool/asterisk/outgoing/

root@molokai:~>mv /tmp/ein-test.call /var/spool/asterisk/outgoing/

Jetzt passiert Folgendes:

  • Asterisk überprüft ständig, ob sich im Verzeichnis /var/spool/asterisk/outgoing/ ein Call File befindet, und arbeitet dieses ab, sobald es da ist.
  • Asterisk öffnet eine Verbindung zum Telefon SIP/2000. Wenn das Telefon besetzt sein oder nicht rangehen sollte, dann versucht Asterisk das gleiche noch zwei Mal (siehe MaxRetries).
  • Geht der Benutzer des Telefons 2000 ran, dann startet Asterisk im Context [call-file-test] die Abarbeitung der Extension 10. Es wird also der Sprachbaustein hello-world abgespielt.

Parameter

Im Call File können folgende Parameter angegeben werden:

Channel: <channel>
Der zu benutzende Channel. Dabei gilt die gleiche Syntax wie beim Dial()-Befehl (siehe Dial()).
Callerid: <callerid>
Die zu benutzende Caller-ID.
WaitTime: <number>
Die Anzahl an Sekunden, die das System auf die Annahme des Anrufs warten soll. Wird der Wert nicht angegeben, dann ist der Default 45 Sekunden.
MaxRetries: <number>
Die Anzahl der weiteren Wählversuche (falls besetzt oder nicht erreichbar). Wird dieser Parameter nicht angegeben, ist der Defaultwert 0 (es wird also nur einmal versucht, den Channel aufzubauen).
RetryTime: <number>
Die Anzahl an Sekunden, die bis zum nächsten Wählversuch gewartet wird. Wird dieser Parameter nicht angegeben, ist der Defaultwert 300 Sekunden.
Account: <account>
Der Abrechnungscode für Ihr CDR-System.
Context: <context>
Der Zielcontext.
Extension: <exten>
Die Zielextension, die bei Erfolg aufgerufen wird.
Priority: <priority>
Die Zielpriorität. Wenn nicht angegeben, dann ist der Defaultwert 1.
Setvar: <var=value>
Mit Setvar: können beliebig viele Channelvariablen definiert werden.
Archive: <yes|no>

Normalerweise werden Call Files nach der Abarbeitung direkt gelöscht. Ist Archive: yes gesetzt, werden die Call Files aber stattdessen ins Verzeichnis /var/spool/asterisk/outgoing_done/ verschoben. Dabei wird Asterisk noch eine Zeile zum Call File hinzufügen. Diese beschreibt das Ergebnis des Call Files und sieht so aus:

Status: <Expired|Completed|Failed>

Call Files in der Zukunft aufrufen

Beim Aufruf eines Call Files vergleicht Asterisk die Zeit der letzten Änderung der Datei mit der aktuellen Uhrzeit. Liegt dieser Eintrag in der Zukunft, wird das Call File noch nicht abgearbeitet. So kann man leicht Call Files zeitgesteuert abarbeiten.

Beispiel Weckruf

Nehmen wir an, ein Hotel möchte über Asterisk ein einfaches Weckrufsystem erstellen. Kunden sollen einen Weckruf über die Servicerufnummer *77* aktivieren können. Nach der *77* soll das genaue Datum und die Weckuhrzeit gewählt werden.

[hotel-intern]
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,1,Answer()
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Set(Jahr=${EXTEN:4:4})
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Set(Monat=${EXTEN:8:2})
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Set(Tag=${EXTEN:10:2})
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Set(Stunden=${EXTEN:12:2})
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Set(Minuten=${EXTEN:14:2})
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,NoOp(Weckruf soll fuer die Rufnummer ${CALLERID(num)} soll um ${Stunden}:${Minuten} Uhr am ${Tag}.${Monat}.${Jahr} erfolgen.)
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,System(echo -e "Channel: SIP/${CALLERID(num)}\\nContext: Weckruf\\nExtension: 23" > /tmp/${UNIQUEID}.call)
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,System(touch -t ${Jahr}${Monat}${Tag}${Stunden}${Minuten} /tmp/${UNIQUEID}.call)
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,System(mv /tmp/${UNIQUEID}.call /var/spool/asterisk/outgoing/)
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Playback(rqsted-wakeup-for)
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,SayNumber(${Stunden})
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,SayNumber(${Minuten})
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Playback(digits/oclock)
exten => _*77*XXXXXXXXXXXX,n,Hangup()

[Weckruf]
exten => 23,1,Answer()
exten => 23,n,Wait(1)
exten => 23,n,Playback(this-is-yr-wakeup-call)
exten => 23,n,Wait(1)
exten => 23,n,Hangup()

3. Das Manager-Interface (AMI)

Das Manager-Interface aktiviert man, indem man in der manager.conf im Abschnitt [general] den Parameter enabled=yes setzt.

[Achtung]Achtung

Das sollte man nie auf einem Server mit öffentlichem Zugang machen, außer man schützt sich zusätzlich durch iptables, ipfw oder eine andere Firewall oder einen SSH-Tunnel!

Ganz unten legen wir uns einen Benutzereintrag mit dem Namen admin an:

[admin]
secret = geheim
deny = 0.0.0.0/0.0.0.0
permit = 127.0.0.1/255.255.255.255
read = all,system,call,log,verbose,command,agent,user,config
write = all,system,call,log,verbose,command,agent,user,config

Die Optionen nach read und write geben an, für welche Befehlsklassen wir dem User Rechte geben.[127]

[Achtung]Achtung

Diese großzügige Rechtevergabe dient nur zum Testen! Mit dem Recht command kann der User z.B. Asterisk stoppen. Seit 1.4 ist es sogar möglich, durch das AMI den Dialplan zu verändern und dann evtl. mit System() auf der Shell Befehle mit root-Rechten auszuführen!

Nach einem Restart von Asterisk können wir uns auf Port 5038 mit dem AMI verbinden, was wir auf der Shell mit telnet[128]ausprobieren:

$ telnet 127.0.0.1 5038
Trying 127.0.0.1...
Connected to localhost.
Escape character is '^]'.
Asterisk Call Manager/1.0

Man kann hier von Hand Befehle (die meist aus mehreren Zeilen bestehen) eintippen, z.B.:

Action: Login
ActionID: 1
Username: admin
Secret: geheim

[Anmerkung]Anmerkung

Alle Befehls-Pakete werden durch zwei Returns abgeschlossen.

Antwort:

Response: Success
ActionID: 1
Message: Authentication accepted

Die primäre Verwendung liegt aber ganz klar im automatisierten Zugriff durch Skripte.

[Anmerkung]Anmerkung

Die Manager-API ist nicht unbedingt dafür berühmt, viele gleichzeitige Verbindungen handhaben zu können (auch wenn sich das in der Version 1.4 stark verbessert hat). In so einer Last-Situation könnte man über den Einsatz eines speziellen Proxys wie den „Simple Asterisk Manager Proxy[129] (ein Perl-Skript) nachdenken, der viele Verbindungen entgegennimmt und zu einer bündelt - für die zugreifenden Skripte völlig transparent. Für die folgenden „Spielereien“ ist das aber unnötig.

Nach erfolgreicher Authentifizierung können in beiden Richtung Pakete gesendet werden. Die Art des Pakets wird immer von der ersten Zeile darin bestimmt. Der Client sendet Action-Pakete, der Server antwortet mit Response oder kann auch von sich aus Event-Pakete schicken. Die Reihenfolge der Zeilen in einem Paket ist ansonsten aber irrelevant. Zeilen werden durch CR LF[130] beendet, das ganze Paket durch ein weiteres CR LF. Normalerweise sendet der Client in jeder Action ein ActionID-Feld mit beliebigem, möglichst eindeutigem, Inhalt[131], das der Server so in seine Response übernimmt, damit sich die Antworten bei Überschneidungen zuordnen lassen.

Der Server sendet Event-Pakete, um den Client über verschiedene Ereignisse zu informieren. Es gibt auch Ereignisse, die von einer Action des Clients ausgelöst werden. Dann sendet der Server ein Response: Follows gefolgt von den Events (die dann ebenfalls die ActionID beinhalten) und ein abschließendes Event (normalerweise AktionsnameComplete).

Wenn Ihr Client keine Events benötigt, kann er direkt im ersten Authentifizierungs-Paket den Parameter Events: off senden, um dann nur Antworten auf von ihm gesendete Actions zu erhalten.

Die Liste der verfügbaren Befehle erhält man im CLI mit show manager commands (bzw. manager show commands), Informationen über einen Befehl mit show manager command Befehlsname (bzw. manager show command Befehlsname):

mos-eisley*CLI> manager show commands
  Action           Privilege        Synopsis                                               
  ------           ---------        --------                                               
  AbsoluteTimeout  call,all         Set Absolute Timeout                                   
  AgentCallbackLo  agent,all        Sets an agent as logged in by callback                 
  AgentLogoff      agent,all        Sets an agent as no longer logged in                   
  Agents           agent,all        Lists agents and their status                          
  ChangeMonitor    call,all         Change monitoring filename of a channel                
  Command          command,all      Execute Asterisk CLI Command                           
  DBGet            system,all       Get DB Entry                                           
  DBPut            system,all       Put DB Entry                                           
  Events           <none>           Control Event Flow                                     
  ExtensionState   call,all         Check Extension Status                                 
  GetConfig        config,all       Retrieve configuration                                 
  Getvar           call,all         Gets a Channel Variable                                
  Hangup           call,all         Hangup Channel                                         
  IAXnetstats      <none>           Show IAX Netstats                                      
  IAXpeers         <none>           List IAX Peers                                         
  ListCommands     <none>           List available manager commands                        
  Logoff           <none>           Logoff Manager                                         
  MailboxCount     call,all         Check Mailbox Message Count                            
  MailboxStatus    call,all         Check Mailbox                                          
  Monitor          call,all         Monitor a channel                                      
  Originate        call,all         Originate Call                                         
  Park             call,all         Park a channel                                         
  ParkedCalls      <none>           List parked calls                                      
  PauseMonitor     call,all         Pause monitoring of a channel                          
  Ping             <none>           Keepalive command                                      
  PlayDTMF         call,all         Play DTMF signal on a specific channel.                
  QueueAdd         agent,all        Add interface to queue.                                
  QueuePause       agent,all        Makes a queue member temporarily unavailable           
  QueueRemove      agent,all        Remove interface from queue.                           
  Queues           <none>           Queues                                                 
  QueueStatus      <none>           Queue Status                                           
  Redirect         call,all         Redirect (transfer) a call                             
  SetCDRUserField  call,all         Set the CDR UserField                                  
  Setvar           call,all         Set Channel Variable                                   
  SIPpeers         system,all       List SIP peers (text format)                           
  SIPshowpeer      system,all       Show SIP peer (text format)                            
  Status           call,all         Lists channel status                                   
  StopMonitor      call,all         Stop monitoring a channel                              
  UnpauseMonitor   call,all         Unpause monitoring of a channel                        
  UpdateConfig     config,all       Update basic configuration                             
  UserEvent        user,all         Send an arbitrary event                                
  WaitEvent        <none>           Wait for an event to occur

Diese Befehle sind fast immer gleichlautend mit einer entsprechenden Dialplan-Applikation - neu ist vor allem die Action Originate, mit der man einen ausgehenden Anruf veranlassen kann, und Command, was einen Befehl direkt auf dem CLI ausführt. Da wir unserem User admin alle Rechte gegeben haben (s.o.), darf er alle Befehle ausführen. Wie man einen Befehl benutzt, erfährt man so:

mos-eisley*CLI> manager show command Command
Action: Command 
Synopsis: Execute Asterisk CLI Command
Privilege: command,a
Description: Run a CLI command.
Variables: (Names marked with * are required)
        *Command: Asterisk CLI command to run
        ActionID: Optional Action id for message matching.

Die von Asterisk verschickten Events sind bisher so gut wie undokumentiert. Auf http://www.voip-info.org/wiki/view/asterisk+manager+events findet sich eine zusammengestellte Liste mit spärlichen Hinweisen. Ein paar Erklärungen kann man auf http://asterisk-java.sourceforge.net/apidocs/net/sf/asterisk/manager/event/package-frame.html nachlesen[132].

Beispiel: Anzahl der Mailbox-Nachrichten mit Expect abfragen

Nehmen wir an, wir wollten über das Manager-Interface die Anzahl der Nachrichten in einer Voicemailbox abfragen. Diese einfache Aufgabe lässt sich leicht mit einem Skript für expect lösen.

Folgendes Expect-Skript verbindet sich mit dem AMI, loggt sich ein und gibt schließlich die Anzahl der neuen und alten Nachrichten in der angegebenen Mailbox aus:

#!/usr/bin/expect
#
# Aufruf: ./vmcount.exp 1234@default

# der Benutzer-Zugang wie in manager.conf eingerichtet:
set username "admin"
set secret "geheim"
set host "127.0.0.1"
set port "5038"

if {[llength $argv] != 1} {
    send_user "Fehler: Geben Sie eine Mailbox an!\n"
    exit 1
}

# erstes Argument ist die abzufragende Mailbox:
set mailbox [lindex $argv 0]
send_user "Mailbox: $mailbox\n"

# Durchschleifen von stdout zum User abschalten:
log_user 0

# Verbindung zum AMI öffnen:
spawn telnet $host $port

# für den Fall, daß telnet abbricht weil keine Verbindung
# hergestellt werden kann:
expect_before eof {
    send_user "Fehler beim Verbinden.\n"
    exit 1
}

# auf die Zeichenfolge "Manager" warten und bei Erfolg
# ein Login-Paket senden:
#
expect "Manager" {
    send_user "Verbunden.\n"
    send "Action: Login\nUsername: $username\nSecret: $secret\n\n"
    # Beachten Sie, daß telnet Zeilenumbrüche (\n) automatisch
    # in CR LF (\r\n) umwandelt. Man darf hier also nicht \r\n
    # angeben.
}

# Login erfolgreich?:
#
expect {
    -re "Response:\\s*Error" {
        send_user "Login fehlgeschlagen.\n"
        exit 1
    }
    -re "Response:\\s*Success" {
        send_user "Eingeloggt.\n"
        # Anzahl der Mailbox-Nachrichten abfragen:
        send "Action: MailboxCount\nMailbox: $mailbox\n\n"
    }
}

expect {
    -re "Response:\\s*Error" {
        send_user "Abfragen der Mailbox fehlgeschlagen.\n"
        exit 1
    }
    -re "Response:\\s*Success" {}
}
expect {
    -re "NewMessages:\\s*(\[\\d]*)" {
        send_user "Neue Nachrichten: $expect_out(1,string)\n"
    }
}
expect {
    -re "OldMessages:\\s*(\[\\d]*)" {
        send_user "Alte Nachrichten: $expect_out(1,string)\n"
    }
}

# Ausloggen - nicht unbedingt nötig, aber sauber:
send "Action: Logoff\n\n"

Wir speichern das Skript als vmcount.exp und setzen es mit chmod a+x vmcount.exp auf ausführbar.

Aufruf:

$ ./vmcount.exp 123@default
Mailbox: 123@default
Verbunden.
Eingeloggt.
Neue Nachrichten: 0
Alte Nachrichten: 0

StarAstAPI für PHP

Vorweg gesagt: Erwarten Sie nicht zu viel von diesem kleinen Exkurs. StarAstAPI ist noch verbesserungsfähig. :-)

Für das Manager-Interface gibt es mittlerweile mehr oder weniger gute APIs in verschiedenen Programmiersprachen (PHP, Perl, Python, Ruby etc.), die natürlich hier nicht alle getestet werden konnten[134]. Sollte die API für Ihre Lieblingssprache nicht laufen, können Sie das Problem sicher lösen - bis hierher haben sowieso nur Leute gelesen, die schon mal programmiert haben. :-)

Wir testen hier ganz kurz die StarAstAPI[135] in PHP, die ein PHP 5 voraussetzt[136], das mit --enable-sockets kompiliert wurde.[137] Leider findet man in den StarAstAPI-Dateien noch die seit Jahren veralteten „short open tags“ (<?), ersetzen Sie diese ggf. durch die korrekte Syntax (<?php). Der API liegen 4 Demo-Skripte bei: sLogin.php versucht nur, sich einzuloggen[138], sCommand.php führt den CLI-Befehl reload aus, sDial.php versucht eine Verbindung mit SIP/120 und sEvents.php empfängt Events. Wenn wir gleichzeitig mit asterisk -vvvr die CLI beobachten und mit php -q sLogin.php eine Verbindung zum AMI öffnen[139], sehen wir im CLI:

mos-eisley*CLI> 
  == Parsing '/etc/asterisk/manager.conf': Found
[Jan 26 20:08:09] NOTICE[10352]: manager.c:961 authenticate: 127.0.0.1 tried to authenticate with nonexistent user 'mark'
  == Connect attempt from '127.0.0.1' unable to authenticate
mos-eisley*CLI> 

Es hat also wegen des falschen Users nicht funktioniert, trotzdem meldet das Demo-Skript:

$  php -q sLogin.php 
Login Sucessful 

und danach das Response-Paket:

Response: Error
ActionID: 1
Message: Authentication failed

StarAstAPI arbeitet also nicht ganz sauber, kann aber sicher ohne allzu großen Aufwand verbessert werden. Wenn wir php -q sEvents.php aufrufen - jetzt mit dem richtigen User - sehen wir im CLI:

mos-eisley*CLI> 
  == Parsing '/etc/asterisk/manager.conf': Found
  == Manager 'admin' logged on from 127.0.0.1
mos-eisley*CLI> 

Testhalber führen wir im CLI ein reload aus, was sich in diesen Events in der Ausgabe des PHP-Skripts widerspiegelt:

Event: Reload
Privilege: system,all
Message: Reload Requested

Event: ChannelReload
Privilege: system,all
Channel: SIP
ReloadReason: RELOAD (Channel module reload)
Registry_Count: 0
Peer_Count: 0
User_Count: 0

Lassen Sie sich was einfallen! Schreiben Sie ein kleines Skript, das all Ihre Freunde anruft - natürlich mitten in der Nacht!

Beispiel: Anzahl der Mailbox-Nachrichten mit PHP abfragen

So könnten wir das Beispiel aus „Beispiel: Anzahl der Mailbox-Nachrichten mit Expect abfragen“ in PHP mit der StarAstAPI lösen:

#!/usr/bin/php -q
<?php
# der Parameter -q dient dazu, bei einem CGI-PHP die Ausgabe der
# Header abzuschalten

if ($argc != 2) {
    echo "Fehler: Geben Sie eine Mailbox an!\n";
    exit(1);
}
# das erste Argument nach dem Programmnamen ist die Mailbox:
$mailbox = $argv[1];
echo "Mailbox: $mailbox\n\n";

# StarAstAPI einbinden:
require_once './StarAstAPI/StarAstAPI.php';

# verbinden und einloggen:
#
$ami = new AstClientConnection();
if ($ami->Login( 'admin', 'geheim', '127.0.0.1', 5038 )) {
    $rp = $ami->GetResponse('1');
    //echo $rp->ToString();
} else {
    exit(1);
}

# folgendes Paket senden:
#     Action: MailboxCount
#     Mailbox: $mailbox
#     ActionID: 2
#
$data = new AstPacketData;
$data->AddKVPair( 'Action'  , 'MailboxCount' );
$data->AddKVPair( 'Mailbox' , $mailbox );
$data->AddKVPair( 'ActionID', '2' );
$packet = new AstPacket;
$packet->SetAstPacketType( 'Action' );
$packet->SetAstPacketData( $data );
$ami->SendPacket( $packet );

# Antwort-Paket mit ActionID 2 lesen:
#
$rPacket = $ami->GetResponse('2');
//echo $rp->ToString();
$rData = $rPacket->GetAstPacketData();
$r = $rData->GetAll();

echo "Neue Nachrichten: ", (int)trim($r['NewMessages:']), "\n";
echo "Alte Nachrichten: ", (int)trim($r['OldMessages:']), "\n";
echo "\n";

# Ausloggen - nicht unbedingt nötig, aber sauber:
#
$ami->Logoff();
# allerdings ist die Funktion der StarAstAPI nicht gerade schön.
# sie tut dies:
#echo "Logoff Called from somewhere ...";
#socket_close($this->mSocket);

echo "\n";
?>

Wir speichern das Skript als vmcount.php und setzen es mit chmod a+x vmcount.exp auf ausführbar.

Aufruf:

$ ./vmcount.php 123@default
Mailbox: 123123123

Neue Nachrichten: 0
Alte Nachrichten: 0

Logoff Called from somewhere ...

4. Der Aynchronous Javascript Asterisk Manager (AJAM)

Seit Version 1.4 bringt Asterisk einen kleinen Webserver mit, AJAM genannt, über den man per HTTP auf das Asterisk Manager Interface (AMI) zugreifen kann. Die Bezeichnung „AJAM“ ist eindeutig von „AJAX[140] (Asynchronous JavaScript and XML) abgeleitet.

Zur Einrichtung sind die Schritte wie in Abschnitt 3, „Das Manager-Interface (AMI)“ Voraussetzung, zusätzlich stellt man in der manager.conf im Abschnitt [general] den Parameter webenabled auf yes ein. Beachten Sie auch den Parameter httptimeout, der festlegt, nach welcher Inaktivität (in Sekunden) man im Web-Interface automatisch ausgeloggt wird. Um dann den Webserver zu aktivieren, setzt man in der http.conf folgende Einstellungen:

[general]
enabled=yes
enablestatic=yes
bindaddr=127.0.0.1
bindport=8088
prefix=asterisk

enablestatic muss man nur dann aktivieren, wenn der AJAM auch als Webserver für statische Dateien im Verzeichnis /var/lib/asterisk/static-http/ fungieren soll. Normalerweise stellt man das auf no, es ist aber Voraussetzung für die Asterisk-AJAM-Demo („AJAM Demo“).

Restart nicht vergessen!

[Achtung]Achtung

Nach meiner Einschätzung ist es in den seltensten Fällen empfehlenswert, andere Web-Applikationen, also solche, die ausschließlich für den Administrator zugänglich sind, direkt auf die AJAM-Schnittstelle zugreifen zu lassen, und das ist wohl auch nicht so gedacht, denn dazu lassen sich die Rechte mit read und write (siehe Abschnitt 3, „Das Manager-Interface (AMI)“) einfach nicht granular genug einstellen. Denken Sie daran, dass ein User absichtlich oder unabsichtlich auch andere Aktionen ausführen kann, als Sie ihm in der GUI zur Verfügung stellen. Besser wäre es, Ihre Applikation auf z.B. ein PHP-Skript zugreifen zu lassen, das nur vordefinierte erlaubte Befehle auf dem AMI ausführt, und zur Sicherheit muss noch nicht mal dieses Skript alle AMI-Rechte haben.

Beispiel: Anzahl der Mailbox-Nachrichten per AJAM abfragen

Wir betrachten wieder die aus „Beispiel: Anzahl der Mailbox-Nachrichten mit Expect abfragen“ und „Beispiel: Anzahl der Mailbox-Nachrichten mit PHP abfragen“ bekannte einfache Aufgabe, also die Anzahl der Nachrichten auf einer Mailbox abzufragen. Der AJAM bietet hier folgende Möglichkeiten:

HTML

Unter der URL

http://localhost:8088/asterisk/manager

wartet das Manager-Interface auf unsere Anfragen. Dabei werden die Felder eines Pakets als Parameter an die URL gehängt. Probieren Sie die folgenden beiden Adressen im Webbrowser aus:

http://localhost:8088/asterisk/manager?action=Login&username=admin&secret=geheim
http://localhost:8088/asterisk/manager?action=MailboxCount&mailbox=123

Die Antwort erfolgt jeweils als HTML-Seite, ist also für den Zugriff durch Skripte denkbar ungeeignet.

Plain-Text

Man kann in der URL manager durch rawman ersetzen, dann erfolgt die Antwort als Plain-Text. Zum Einloggen und Abfragen der Mailbox-Nachrichten also:

http://localhost:8088/asterisk/rawman?action=Login&username=admin&secret=geheim

Response: Success
Message: Authentication accepted

http://localhost:8088/asterisk/rawman?action=MailboxCount&mailbox=123

Response: Success
Message: Mailbox Message Count
Mailbox: 123
NewMessages: 0
OldMessages: 0

http://localhost:8088/asterisk/rawman?action=Logoff

Response: Goodbye
Message: Thanks for all the fish.

Diese Text-Ausgabe kann man also gut in automatisierten Skripten verwenden.

XML

Will man stattdessen lieber XML, dann ruft man mxml auf. Die XML-Ausgabe ist hier zur leichteren Lesbarkeit formatiert dargestellt, der AJAM macht keine Zeilenumbrüche innerhalb der Tags. Einen korrekten XML-Parser würde das aber auch so wie hier dargestellt nicht stören.

http://localhost:8088/asterisk/mxml?action=Login&username=admin&secret=geheim

<ajax-response>
    <response type='object' id='unknown'>
        <generic
            response='Success'
            message='Authentication accepted' />
    </response>
</ajax-response>

http://localhost:8088/asterisk/mxml?action=MailboxCount&mailbox=123

<ajax-response>
    <response type='object' id='unknown'>
        <generic
            response='Success'
            message='Mailbox Message Count'
            mailbox='123'
            newmessages='0'
            oldmessages='0' />
    </response>
</ajax-response>

http://localhost:8088/asterisk/mxml?action=Logoff

<ajax-response>
    <response type='object' id='unknown'>
        <generic
            response='Goodbye'
            message='Thanks for all the fish.' />
    </response>
</ajax-response>

Hinweise zu AJAX und AJAM

JSON

Bei AJAX-Anwendungen - das erkennt man leicht am Namen „Asynchronous JavaScript and XML“ - ist XML das übliche Format, obwohl es wegen seiner aufgeblähten Struktur vielfach kritisiert wird. Für AJAX können aber auch andere Formate wie JSON[141] zum Einsatz kommen. JSON (JavaScript Object Notation) ist - der Name verrät es - besonders gut für JavaScript-Anwendungen geeignet, da die Datenstruktur hier nativ mit eval() in ein Objekt umgewandelt werden kann und wenig Overhead hat. Es existieren aber auch zahlreiche Implementierungen für PHP, Perl etc. Eine Ausgabe in JSON fehlt dem AJAM bisher jedoch leider. Man könnte aber beispielsweise die Plain-Text-Ausgabe clientseitig in JSON umwandeln, wenn einem das leichter fällt oder wenn es sich besser in vorhandene JS-Libs inegrieren lässt. Hier der Ansatz als Idee:

// angenommen in responseText ist der empfangene Antwort-Text
// gespeichert, was wir hier nur simulieren:
var responseText = 'Response: Success\n'
+'Message: Mailbox Message Count\n'
+'Mailbox: 123\n'
+'NewMessages: 0\n'
+'OldMessages: 0\n';

// einfache Anführungszeichen escapen:
responseText = responseText.replace( /\'/g, "\\'" );
// Felder quoten:
responseText = responseText.replace( /^([a-z\d]*):\s*(.*)/gmi, "'$1':'$2'," );
// in Objekt umwandeln:
eval('var packet = {'+ responseText +'}');

// jetzt kann man wie bei jedem Objekt so auf die Felder zugreifen:
alert( packet['NewMessages'] );   // gibt "0" aus

Ping

Für Zugriffe von AJAX-Anwendungen auf den AJAM ist der Ping-Befehl besonders hilfreich, der dazu dient, die Verbindung und Authentifizierung offenzuhalten.

http://localhost:8088/asterisk/rawman?action=Ping

Response: Pong

AJAM Demo

Unter der URL

http://localhost:8088/asterisk/static/ajamdemo.html

ist eine kleine Beispiel-Anwendung mitgeliefert, die den Zugriff per AJAX demonstriert. Sie verwendet die äußerst praktische JavaScript-Library Prototype[142] für die AJAX-Zugriffe und zeigt mit der Action Status die momentan aktiven Kanäle an. Sie können die AJAM-Demo als Basis für eigene AJAX-Anwendungen heranziehen.

Apache

Der Webserver von Asterisk ist sehr minimalistisch und ersetzt keinesfalls einen „richtigen“ Server wie den Apache, der auch PHP-Skripte ausführt etc. Um beides zu vereinen, könnte man z.B. in der httpd.conf des Apache an der entsprechenden Stelle den Eintrag

ProxyPass /ajam http://localhost:8088/asterisk

verwenden, um für alle Zugriffe auf den URL-Pfad /ajam nur als Proxy zu fungieren und die Anfragen zum AJAM durchzuschleusen.



[127] Welche Rechte-Klassen man zum Ausführen eines Befehls haben muss, erfährt man im CLI mit show manager commands bzw. manager show commands.

[128] Hier kommt nur das Tool telnet zum Einsatz. Das hat nichts mit dem Telnet-Protokoll oder Port zu tun.

[130] Carriage Return (ASCII 13 dezimal) und Line Feed (ASCII 10 dezimal)

[131] Hier bietet sich etwa der Name des Skripts, ein Timestamp und eine fortlaufende Nummer für jede Action an, z.B. testskript.php-1169405408-1.

[132] Nicht verwirren lassen, das ist eigentlich eine Java-Dokumentation.

[136] Die API lässt sich aber relativ leicht auf PHP 4 umschreiben, obwohl der Code recht unübersichtlich und schlecht formatiert ist. Im Zweifelsfall einfach immer die Parse-Errors beheben. :-)

[137] Auf der Shell erfährt man mit php -m, welche Module einkompiliert sind.

[138] Wenn Sie nach der Anleitung oben vorgegangen sind, müssen Sie natürlich jeweils den Benutzernamen und das Passwort entsprechend anpassen.

[139] Hier absichtlich mit falschem User/Passwort.


Version 1.2, November 2002

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