22.2. Snom VoIP-Telefone

VoIP-Telefone der Firma snom sind in Deutschland sehr beliebt und werden deshalb exemplarisch an dieser Stelle im Detail beschrieben. Es gibt eine Reihe von verschiedenen snom-Telefonen. Das snom 360 und sein neuer großer Bruder 370 stechen allerdings mit einigen Features für den Einsatz in großen Firmen hervor. Alle snom-Telefone bieten durch die umfangreiche SIP-Unterstützung in Kombination mit Asterisk Eigenschaften, die man sonst nur von herstellerspezifischen Anlagen mit Systemtelefonen kennt.

Konfiguration von Asterisk

Standard-Snom-Telefone können mit dem SIP-Protokoll an eine Asterisk-Anlage angeschlossen werden. Um die Komfortmerkmale zu beschreiben, nehmen wir als Standardkonfiguration diejenige aus Kapitel 2, Hello World und erweitern sie wie folgt:
Der Eintrag in der sip.conf-Datei von Asterisk:
[general]
port = 5060
bindaddr = 0.0.0.0
context = sonstige

[2000]
type=friend
context=meine-telefone
secret=1234
host=dynamic
mailbox=2000

[2001]
type=friend
context=meine-telefone
secret=1234
host=dynamic
mailbox=2001
Der Eintrag mailbox=... sorgt dafür, dass die "Message"-Anzeige des snom-Endgeräts angesprochen wird. Sobald eine Nachricht auf der entsprechenden Mailbox des Teilnehmers eingegangen ist, wird dies standardmäßig durch ein blinkendes "Message"-Lämpchen angezeigt. Dieser Mechanismus wird MWI genannt, "Message Waiting Indicator". Je nach Einstellung des Telefons kann ein Nachrichteneingang zusätzlich auch akustisch signalisiert werden. Stellen Sie bitte vorher sicher, dass eine passende Mailbox innerhalb der voicemail.conf-Datei angelegt wurde:
[general]
format = wav

[default]
2000 => 4711,Hans Mustermann,hansi@company.de
2001 => 0815,Ute Beispiel,ute.beispiel@company.de
Jedes snom-Telefon verfügt über eine "Retrieve"-Taste, um neue Sprachnachrichten im Voicemail-System abzurufen. Wird diese Taste gedrückt, wählt das snom-Telefon in der Werkseinstellung die Extension asterisk an. Der Dialplan muss entsprechend um eine solche Extension erweitert werden:
[sonstige]

[meine-telefone]
exten => _2XXX,1,Dial(SIP/${EXTEN},20,j)
exten => _2XXX,n,VoiceMail(u${EXTEN})
exten => 2999,1,VoiceMailMain(s${CALLERID(num)})
exten => asterisk,1,VoicemailMain(s${CALLERID(num)})

Tipp

Um die für die Voicemail anzuwählende Extension zu ändern, müssen Sie in der Datei sip.conf der Parameter vmexten=... hinzufügen.
[2001]
type=friend
context=meine-telefone
secret=1234
host=dynamic
mailbox=2001
vmexten=obelisk
Snom-Telefone zeigen eingegangene Nachrichten auch im Display im Klartext an, daher sollten für diesen Fall durchaus "sprechende" Namen genutzt werden.

Anmerkung

Die "Retrieve"-Taste funktioniert nur, wenn die "Message"-Anzeige blinkt, d.h. nur nach dem Eingang einer neuen Nachricht. Um alte Nachrichten abzuhören oder die Mailbox zu konfigurieren, muss im Wählplan eine eigene Extension zum Abhören der Mailbox eingerichtet werden (im Beispiel ist dies die 2999). Diese kann man dann entweder manuell anwählen, oder man kann eine der Funktionstasten des Telefons belegen oder bei den snom 360-Modellen über die XML-Steuerung einen Menüpunkt zur Verfügung stellen.

Anmerkung

Die snom 370er-Modelle verfügen über eine zweifarbige Message-LED. Leuchtet diese gelb, so signalisiert das eingegangene, aber nicht angenommene Anrufe. Diese Anrufe finden sich dann in der internen Anrufliste des Telefons wieder. Die Retrieve-Taste funktioniert in diesem Fall nicht. Erst wenn die LED rot blinkt, liegt auch ein Anruf auf der Mailbox vor, der mittels der Retrieve-Taste abgehört werden kann. Bei Anwendern, die zuvor mit einem Gerät der 360er-Baureihe gearbeitet haben, kann das anfangs zu Verwirrung führen.
Sollte die Anwahl der Mailbox noch nicht problemlos funktionieren, so überprüfen Sie bitte am snom-Telefon zusätzlich den Eintrag "Anrufbeantworter" im "Login"-Reiter Ihrer Identität. Dort ist ebenfalls die Extension eingetragen, die beim Drücken der "Retrieve"-Taste angewählt wird. Dieser Umweg wird dann benötigt, wenn die MWI-Benachrichtigung nicht die korrekte Mailbox-Extension beinhaltet. Über diesen Weg ist es auch möglich, die Mailbox auch bei nicht blinkender/leuchtender "Message"-Anzeige anzuwählen.
Nun sind alle grundlegenden Schritte für die Integration der snom-Telefone in Asterisk durchgeführt.

Konfiguration der Telefone

Konfiguriert man ein einzelnes Gerät, so kann dies durchaus manuell erfolgen. In diesem Fall sollte man dem Gerät dennoch per DHCP eine IP-Adresse zuweisen lassen und den Rest der Konfiguration dann bequem über einen Webbrowser durchführen, denn die snom-Telefone verfügen alle über einen eingebauten Webserver, so dass alle komfortabel von außen editiert werden können, ohne dass man sich über die zehn Ziffern- und Menütasten quälen muss.

Wichtig

Achten Sie darauf, dass sich das Telefon im Admin-Modus befindet, nur so können Sie wirklich alle Einstellungen des Telefons verändern. Normalerweise befindet sich das Telefon in diesem Modus; falls nicht, kann dieser über die "Settings"-Taste aktiviert werden. Das Default-Admin-Passwort ist "0000".

Manuelle Konfiguration

Alle Details zur Einstellung am Gerät selbst finden Sie auf der snom-Homepage http://www.snom.com/ und im Wiki http://wiki.snom.com/. Dort sind für alle Endgeräte Anleitungen im PDF-Format frei erhältlich. Die Konfiguration zur Anbindung eines Telefons an eine Anlage mit obiger Beispielkonfiguration ist sehr einfach:
snom Konfiguration
Abbildung 22.1. snom Konfiguration

Bereits nach diesen Einstellungen sollte sich das Telefon erfolgreich mit der Anlage verbinden können.
Für ein Massen-Rollout ist ein solches Verfahren natürlich denkbar ungeeignet. Daher sind nachfolgend die Schritte beschrieben, die ein Rollout auch in großen Stückzahlen ermöglichen.

Automatische Konfiguration

Zunächst sollten Sie Ihren DHCP-Server mit ein paar zusätzlichen Einstellungen konfigurieren. Es wird davon ausgegangen, dass der Telefonserver und die Telefone in einem eigens dafür eingerichteten Netzwerk bzw. Netzwerk-Segment agieren. Sollte eine Integration in ein bestehendes Netzwerk durchgeführt werden, ist im Einzelfall zu überprüfen, ob sich die notwendigen Einstellungen mit Geräten vertragen, die sich bereits im Netz befinden.
Damit die Telefone in der Lage sind, sich selbstständig zu konfigurieren, muss ein spezieller DHCP-Parameter beim DHCP-Request mit übergeben werden. Dies kann bei den meisten Linux-Systemen über die Datei /etc/dhcp.conf festgelegt werden:
option tftp-server-name "http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/settings/snom.php?mac={mac}";
Nachdem die Geräte ihre IP-Adresse erhalten haben, setzen sie automatisch eine Abfrage an die oben angegebene URL ab, um ihre Konfiguration zu erhalten. Dabei wird der Parameter {mac} automatisch mit der MAC-Adresse des Telefons belegt. Man sollte sich nicht verwirren lassen, dass ein HTTP- statt eines TFTP-Servers über diesen Parameter konfiguriert wird. Die Telefone erkennen automatisch, dass sie einen HTTP-Request durchführen müssen. Es muss kein zusätzlicher TFTP-Server konfiguriert werden. Hier sehen Sie ein Beispiel für ein PHP-Skript, das als Rückgabe die Settings für ein bestimmtes Telefon liefert:
<html>
  <pre>
<?php
    // Die MAC-Adresse aus der URL (GET) lesen und in $mac abspeichern. 
    $mac = $_GET['mac']; 
    
    // Allgemeine Konfiguration 
    readfile("snom-base.htm"); 
    
    // Spezielle Konfiguration für diese MAC-Adresse
    readfile("snom-".$mac.".htm");
?> 
  </pre>
</html>
Über das Skript wird der Inhalt mehrerer Dateien übermittelt. Neben dem Header, dem Footer und den Einstellungen, die bei allen Endgeräten konstant sein sollen, wird des Weiteren eine Datei speziell für das Telefon mit der übergebenen MAC-Nummer übermittelt.
In der Datei snom-base.htm befinden sich die Settings, die für alle Telefone identisch sein sollen. In der Regel kann man hier Sprach- und Datumseinstellungen, feste Tastaturbelegungen etc. konfigurieren.
# After each setting (before the colon) you can set a flag, which means respectively:
# ! means writeable by the user, but will not overwrite existing
# $ means writeable by the user, but will overwrite existing (available since version 4.2)
# & (or no flag) means read only, but will overwrite existing

# more settings can be found at the settings (dump) page of the phone's build in webinterface

# Language and Time settings
language$: Deutsch
web_language$: Deutsch
timezone$: GER+1
date_us_format&: off
time_24_format&: on
tone_scheme&: GER

# define the firmware update policy here
# valid values are <auto_update>, <ask_for_update>, <never_update_firm>,
# <never_update_boot>, <settings_only>
update_policy: auto_update

#define the firmware update interval here, amount in minutes, default is 1440 = 1 day
firmware_interval: 2880
setting_server!: http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/settings/snom.php?mac={mac}
subscribe_config!: off
update_server!: http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/settings/snom.php?mac={mac}

contrast!: 14
dtmf_speaker_phone!: on
dkey_snom&: url http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/webapps/mainmenu.xml

admin_mode: off
admin_mode_password$: 4321
admin_mode_password_confirm$: 4321

alert_internal_ring_text: alert-internal
alert_external_ring_text: alert-external
alert_group_ring_text: alert-group
Alle oben aufgeführten Einstellungen sind im Grunde Standard-Einstellungen. Besonderes Augenmerk gilt den Parametern dkey_snom, alert_internal_ring_text, alert_external_ring_text und alert_group_ring_text. Deren Bedeutung wird später noch genauer erläutert.
Passend zur allgemeinen Konfiguration bekommt jedes Telefon auch eine spezifische Konfiguration. Jeder Teilnehmer sollte in der Lage sein, bei einem Bürowechsel oder einem Reset des Telefons genau die Konfiguration an seinem Telefon wiederzufinden, die ihm vom Administrator zugewiesen wurde. Telefonspezifische Einstellungen werden daher in einer Datei snom-{mac}.htm abgespeichert, also bei einem Telefon mit MAC-Adresse 00:04:13:23:8B:60 in der Datei snom-000413238B60.htm. Der Aufbau des Dateinamens ist prinzipiell beliebig, wichtig dabei ist, dass Sie die gedachte Kette zwischen den Einstellungen innerhalb der DHCP-Konfiguration, der dazugehörigen Skriptdatei und letztendlich der Settings-Datei des Telefons einhalten. Hier sehen Sie die spezielle Konfiguration eines solchen Telefons:
# After each setting (before the colon) you can set a flag, which means respectively:
# ! means writeable by the user, but will not overwrite existing
# $ means writeable by the user, but will overwrite existing (available since version 4.2)
# & (or no flag) means read only, but will overwrite existing

# First account
user_active1!: on
user_realname1$: Hans Mustermann <2000>
user_name1$: 2000
user_host1&: pbx.apfelmus-gmbh.de
user_pass1$: 1234

# You may add up to 12 accounts

# set second account to active outgoing identity
active_line$: 1

# in order to perform automated updates, define the firmware setting file URL
# where you specify the final firmware image URL
firmware_status: http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/firmware360.htm
Man erkennt in der Konfiguration exakt die Einstellungen wieder, die auch oben in der manuellen Einstellung konfiguriert wurden. Wichtig sind die Flags, die man pro Parameter angeben kann:
!Der Parameter kann vom Anwender über das Telefon geändert werden. Bestehende Einstellungen werden beim Laden des Settings-Files nicht geändert.
$Der Parameter kann vom Anwender über das Telefon geändert werden. Bestehende Einstellungen werden beim Laden des Settings-Files überschrieben.
& oder kein FlagDer Parameter kann vom Anwender nicht über das Telefon geändert werden. Bestehende Einstellungen werden beim Laden des Settings-Files überschrieben.
Sie sollten sehr genau abwägen, welche Parameter Sie für die Anwender freigeben und welche Sie "festzurren". Allein die Reduktion auf den User-Mode statt der Nutzung des Admin-Mode des Telefons erleichtert Administratoren später den Alltag.

Tipp

Es ist sehr leicht möglich, ein Template für die snom-Telefone zu erstellen, ohne zunächst mühsam die komplette Dokumentation zu lesen. Am einfachsten konfiguriert man zunächst ein Telefon manuell über einen Webbrowser. In der Navigationsleiste des Web-Interface des Telefons befindet sich ganz unten ein Punkt "Einstellungen" (der Admin-Modus muss aktiv sein!). Dort werden dann im Browser alle aktuellen Einstellungen mit den passenden Parametern ausgegeben. Man braucht also nur noch die gewünschten Parameter in eine entsprechende Datei zu kopieren. Bitte übernehmen Sie auf keinen Fall alle Parameter aus der Liste, sondern ausschließlich die, die für Ihre spezielle Konfiguration wichtig sind. Danach entscheiden Sie über die oben angegebenen Flags, welche der Parameter vom Anwender geändert werden dürfen und welche nicht.

Wichtig

Sollte die automatische Konfiguration aus irgendeinem Grund nicht funktionieren, so lohnt sich ein Blick in die Datei /var/log/messages, um herauszufinden, welche DHCP-Anfragen gestellt wurden, sowie ein Blick in das Access-Log des Webservers, um zu überprüfen, ob überhaupt die richtigen Dateien angefordert wurden. Bei einem Apache 2.0 auf einem Debian Linux wäre dies z. B. die Datei /var/log/apache2/access_log. Mittels dieser beiden Logs lassen sich die Fehler bei der Konfiguration in der Regel sehr schnell finden und beheben. Zur Fehlersuche kann man zunächst auch mit statischen Konfigurationsdateien statt mit einem PHP-Skript arbeiten. So wird die Komplexität verringert, und es können Fehler in der Skriptdatei ausgeschlossen werden.

Anmerkung

Die snom-Telefone brauchen zum Laden und Aktivieren der Settings einige Sekunden. Auch wenn das Telefon sich zunächst in den Standard-Konfigurationsmodus versetzt, sollten Sie erst einige Sekunden warten, bevor Sie einen vermeintlich fehlerhaften Versuch abbrechen.

Unterschiedliche Klingeltöne

Nachfolgend ist ein kleines Beispiel aufgeführt, wie man eine unterschiedliche Signalisierung für interne, externe und Gruppenanrufe realisieren kann. Dabei spielen die Parameter alert_internal_ring_text, alert_external_ring_text und alert_group_ring_text eine Rolle. Über den SIP-Header ist es möglich, eine Signalisierungsinformation mit zu übergeben,die auch Alert-Info genannt wird. Die Telefone erkennen dann über diese Info, ob sie gegebenenfalls eine andere Ruf-Signalisierung nutzen sollen, soweit dies vom Anwender konfiguriert wurde. Dazu muss vor der eigentlichen Anwahl über das Dial()-Kommando der SIPAddHeader()-Befehl abgesetzt werden. Anbei sehen Sie einen entsprechenden Auszug aus der extensions.conf-Datei.
exten => _2XXX,1,SIPAddHeader("Alert-Info: <http://pbx.apfelmus-gmbh.de>\;info=alert-internal\;x-line-id=0")
exten => _2XXX,2,Dial(SIP/${EXTEN})
Das Format des SIP-Headers ist vorgegeben, wichtig ist in diesem Fall eigentlich nur der zweite Parameter info=alert-internal . Hier muss einer der drei konfigurierten Texte stehen, an denen das Telefon die Art des Rufes erkennen soll. Welcher Text dort steht, ist eigentlich egal, aber er muss jeweils mit den Werten übereinstimmen, die bei den Telefon-Parametern alert_internal_ring_text, alert_external_ring_text oder alert_group_ring_text übergeben wurden. Es empfiehlt sich, die jeweiligen Default-Werte zu übernehmen.

Wichtig

Bitte beachten Sie, dass die Semikolons im Alert-Info mittels "\"-Zeichen maskiert ("gequotet") werden müssen. Ansonsten interpretiert Asterisk alles ab dem ersten Semikolon als Kommentar, und der Befehl wird nur unvollständig oder gar nicht ausgeführt.
In der oberen Variante wird davon ausgegangen, dass das Telefon anhand des Info-Parameters selbst entscheidet, welchen Rufton es auswählen muss. Man kann diesen Befehl aber auch dazu nutzen, einen Rufton vorzugeben, indem man eine entsprechende URL angibt, die auf eine Sounddatei verweist.
exten => _2XXX,1,SIPAddHeader(Alert-Info: <http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/sounds/snom_trumpet.wav>)
exten => _2XXX,n,Dial(SIP/${EXTEN})
Es bietet sich an, einfach mit den verschiedenen Möglichkeiten zu experimentieren. Eine Unterscheidung zwischen internen, externen und Gruppenanrufen macht in den meisten Fällen durchaus Sinn.

Benutzerdefinierte Menüführung

Die Geräte der 360er- und 370er-Baureihen verfügen über von außen programmierbare Menüs. Die zugrunde liegenden XML-Strukturen sind unter http://wiki.snom.com/XML/Minibrowser ausführlich erläutert. In der oben angegebenen automatischen Konfiguration wurde bereits auf die Zeile dkey_snom&: url http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/webapps/mainmenu.xml hingewiesen. Hier wurde die auf dem Telefon befindliche snom-Taste umbelegt, sodass der interne XML-Browser die dort verlinkte XML-Datei aufruft und interpretiert. Wie schon bei der automatischen Konfiguration der Telefone ist die Installation eines Webservers auf dem Telefonanlagenrechner zu empfehlen, zumal die meisten Linux-Distributionen diese Option bereits von Haus aus anbieten.
Die Datei mainmenu.xml hat folgenden Aufbau:
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<SnomIPPhoneMenu>
  <Title>Menu</Title>
  <MenuItem>
    <Name>Globales Adressbuch</Name>
    <URL>http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/webapps/phonebook/phonebook.php</URL>
  </MenuItem>
  <MenuItem>
    <Name>Sondernummern</Name>
    <URL>http://pbx.apfelmus-gmbh.de/snom/webapps/specialnums.xml</URL>
  </MenuItem>
</SnomIPPhoneMenu>
Ein Druck auf die snom-Taste führt zu einem Menü mit den beiden Einträgen "Globales Adressbuch" und "Sondernummern". Wie man es von der Benutzerführung gewohnt ist, kann man innerhalb dieser Menüs mit den Telefon-Cursor-Tasten navigieren und Einträge mit der Häkchentaste auswählen. Eine Ebene zurück gelangt man mit der X-Taste.

Tipp

Die Zeile <?xml version ..?> kann man auch weglassen; der eingebaute Browser ist in der Lage, das XML-Menü auch ohne diese Header korrekt zu interpretieren.[115]
Diese Menüform führt noch keine Wahlvorgänge durch, sondern dient nur zur Anzeige von Menüeinträgen, mit denen man wiederum neue URLs aufrufen kann.
Weiter oben wurde erläutert, dass man mittels der "Retrieve"-Taste ausschließlich dann die Voicemail anrufen kann, wenn neue Nachrichten eingegangen sind. Es wurde daher eine Extension "2999" definiert, die die Abfrage der Mailbox zu jeder Zeit ermöglicht. Diese kann man durch ein spezielles XML-Menü anwählen lassen. Das Beispiel specialnums.xml zeigt genau dies:
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<SnomIPPhoneDirectory>
  <Title>Sondernummern</Title>
  <Prompt>Prompt</Prompt>
  <DirectoryEntry>
    <Name>Mailbox</Name>
    <Telephone>2999</Telephone>
  </DirectoryEntry>
</SnomIPPhoneDirectory>
Der Anwender bekommt nach Auswahl des Menüs "Sondernummern" nun einen Eintrag "Mailbox" angezeigt, den er wie gehabt auswählen kann. Durch das XML-Objekt SnomIPPhoneDirectory weiß das Telefon, dass nachfolgend Rufnummern aufgelistet sind, die es nach der Auswahl durch den Anwender anrufen soll. Nachdem der Anwender also den Eintrag "Mailbox" gewählt hat, ruft das Telefon die 2999 an, nach dem oben angegebenen Wählplan also die Abfrage der eigenen Voicemail.

Anmerkung

snom-Telefone, die mit der Firmware 6.5.2 oder früher ausgestattet sind, zeigen kurz vor der Anwahl einen xml response error im Display an. Dies ist ein Fehler der Firmware und hat nichts mit den XML-Konfigurationsdateien zu tun. Einfluss auf die Funktionalität hat dieser Fehler nicht.

Telefone per Fernwartung neu starten

Um zu gewährleisten, dass die oben beschriebenen Features auch wirklich funktionieren, müssen die Telefone nach jedem Neustart von Asterisk ebenfalls neu gestartet werden, damit sie die Subscriptions sauber im System platzieren können. Für eine zentrale Wartung ist es natürlich nicht akzeptabel, die Anwender nach jedem Update der Telefonanlage darüber zu informieren, dass sie ihre Telefone neu starten sollen. Für die snom-Telefone gibt es daher einen einfachen Mechanismus, diese auch aus der Ferne zurückzusetzen. Dazu fügen Sie folgende Zeilen in die Datei /etc/asterisk/sip_notify.conf ein:
[reboot-snom]
Event=>reboot
Content-Length=>0
Werden die Konfigurationsdaten in Asterisk neu geladen, können Sie ein beliebiges snom-Endgerät über das Kommando sip notify reboot-snom extension neu starten, also zum Beispiel:
*CLI> sip notify reboot-snom 2001
Sending NOTIFY of type 'reboot-snom' to '2001'
    -- Unregistered SIP '2001'
*CLI>
Das Ganze kann man natürlich auch mithilfe eines Skripts von außen initiieren, vor allem um mehrere Telefone gleichzeitig zurückzusetzen. Wer es wagen möchte, kann auch eine spezielle Extension eines Administrator-Telefons verwenden. Ein notwendiges Skript könnte wie folgt ausehen:
#!/bin/bash
ASTERISK=/usr/sbin/asterisk
$ASTERISK -rx "sip notify reboot-snom 1000 2000 2001"
Den Aufruf aus dem Wählplan könnte man wie folgt realisieren:
[globals]
; Kommando zum Zurücksetzen der snom-Telefone
CMD_RESET_SNOM=/usr/local/sbin/resetAllSnoms.sh

[admin]
exten => 666,1,NoOp(Bastard Operator from Hell Snom Reset)
exten => 666,n,System(${CMD_RESET_SNOM})  ; externes Kommando ausfuehren

Wichtig

Bitte geben Sie so eine Funktion auf gar keinen Fall für unberechtigte Nutzer frei. Setzen Sie die entsprechenden berechtigten Telefone in einen eigenen Context, und bauen Sie vielleicht auch noch eine PIN-Abfrage in den Wählplan ein.
Die Telefone sind einer solchen "Attacke" natürlich nicht ganz ungeschützt ausgesetzt. Wird in den erweiterten Einstellungen des Telefons "Authentifikation für SIP Reboot" auf "An" geschaltet, lässt sich ein Telefon auf diese einfache Art und Weise nicht mehr zurücksetzen. Der dazugehörige Parameter für eine automatische Konfiguration lautet "challenge_reboot: on".

Weitere verfügbare Applikationen

Es gibt bereits einige frei verfügbare Applikationen, vor allem im Bereich der Telefonbücher. Drei empfehlenswerte Implementationen finden Sie hier:
  • Phonebook for snom phones: Ein Telefonbuch-Browser mit Suchfunkton und LDAP-, Datei- oder SQL-Anbindung für die Telefondaten (http://www.bevuta.com/phoneapps/).
  • IPPhone XML library for PHP: Sehr empfehlenswert, eigentlich eine Bibliothek zur Entwicklung von PHP-basierten Telefonbüchern auch für andere Telefontypen wie Cisco, aber mit einem Beispiel für einen T9-ähnlich-geführten Telefonbuch-Browser mit Datei- oder SQL-Anbindung für die Telefondaten (http://www-1.stuttgarter.de/xml/).
  • Die Telefonanlagensoftware Gemeinschaft von der AMOOMA GmbH bietet ebenfalls ein T9-ähnlich-geführtes Telefonbuch im Snom-Telefon. Mit Gemeinschaft kann auch auf einen LDAP-Server zugegriffen werden.
Die T9-ähnliche Führung passt ideal auf das Snom-Telefon, das wie viele Telefone über keine echte alphanumerische Tastatur verfügt. Wer seine Benutzerdaten bereits in einem zentralen LDAP-Server verwaltet, sollte sich die erste Lösung und Gemeinschaft genauer ansehen.
Für BLF, Pickup und die gezielte Ansteuerung der LEDs siehe Kapitel 23, BLF, Hints, Pickup.


[115] Bei älterer Firmware könnte man auch sagen: Die Zeile <?xml version ..?> kann man auch weglassen; der eingebaute Browser ist auch mit diesem Header sowieso nicht in der Lage, XML korrekt zu interpretieren, insbesondere wenn es um die Kodierung und um XML-Entities geht. ;-)